Strunzerdal
Autor(in): Bürger, PeterHerausgeber: Museum Eslohe
Verlag: Museum Eslohe
Erscheinungsjahr: 2. Auflage 2008
Preis: 20,00 €Autor: Peter Bürger, (324 Seiten; fester Einband; 20,00 €), 2. Auflage 2008
Nach dem Werk „Aanewenge“ (2006) über Leuteleben und plattdeutsches Leutegut ist unter dem Titel „Strunzerdal“ (2007) ein weiteres Buch aus dem Christine-Koch-Mundartarchiv des Maschinen- und Heimatmuseums Eslohe. Darin wird dem plattdeutschen Aufbruch im Sauerland eine eigene Arbeit gewidmet.
Mitte des 19. Jahrhunderts spricht man im sauerländischen Alltag überall noch ausschließlich Platt. Die Region ist arm an Literatur. Doch auf einmal, nur wenig später als in Münster, Holstein oder Mecklenburg, machen plattdeutsche Druckerzeugnisse die Runde. Unter Pseudonym verfaßt zunächst Friedrich Wilhelm Grimme (1827-1887) seine „Sprickeln un Spöne“ und stößt damit auf einen erstaunlichen Lesehunger. Er lässt vor unseren Augen das Sauerland als ein katholisches Kleineleuteparadies neu entstehen. Unversehens befinden wir uns im „Strunzerdal“. In diesem Angebertal hält man es nicht für eine Tugend, bescheiden zu sein. Dort lernen die Kinder das „Laigen“ schon in der Wiege, und sogar der Bettler prahlt. Die Selbstironie ist unüberhörbar. Das macht diese plattdeutsche Neuerfindung der Landschaft so sympathisch.
An Grimmes Seite wandert ein legendärer Lügenpastor durchs Land, der unentwegt neue Fabeln ersinnt. Geredet wird so, wie einem von Kindesbeinen an der Schnabel gewachsen ist. Die Klassiker der sauerländischen Mundartliteratur kreisen aber noch nicht um Pflege oder Erhalt des Plattdeutschen. Sie streiten stattdessen im Pfarrhaus zu Calle darüber, ob die eigene Muttersprache nur für „lustige Saken“ oder auch für „wuat Erensthaftiges“ tauglich sei. Für die ernste Variante steht Grimmes Freund Joseph Pape (1831-1898) ein.
Dieses Buch ist ein verständlich geschriebener Forschungsbeitrag zur Sprach-, Kultur- und Sozialgeschichte des Sauerlandes. Voraussetzungen, Autoren, Werke, Themen und Gestalten der sauerländischen Mundartliteratur des 19. Jahrhunderts werden erstmalig im Gesamtzusammenhang dargestellt. Auch neugierige Sauerländer, die kein Platt mehr verstehen, sind zu dieser literarischen Heimaterkundung eingeladen.