Liäwensläup
Autor(in): Bürger, PeterHerausgeber: Museum Eslohe
Verlag: Museum Eslohe
Erscheinungsjahr: 2012
Preis: 30,00 €
Autor: Peter Bürger, (856 Seiten; Erstauflage mit festem Einband; 30,00 €)
Das Sauerland ist die südlichste Region des niederdeutschen Sprachraumes. In dieser Landschaft hat sich jedoch schon ab Ende des 19. Jahrhunderts ein Sprechsprachenwechsel hin zum Hochdeutschen vollzogen. Zum späten „Liäwensläup“ der einstigen Alltagssprache gehört eine reichhaltige plattdeutsche Literaturproduktion, deren Geschichte im vorliegenden Band bis zum Ende des ersten Weltkrieges fortgeschrieben wird.
Jedes Kapitel schließt mit einem Abschnitt zur regionalen Sprachgeschichte. Außerdem enthält die Veröffentlichung einen Gesamtüberblick zur südwestfälischen Mundartforschung und zur Erschließung alter niederdeutscher Quellen.S chon vor 700 Jahren sind im Sauerland frühmittelniederdeutsche Psalmen- und Brevierübersetzungen entstanden. Sie zeugen von einer spannenden Epoche der Kirchengeschichte und vom Bedürfnis nach einer für alle verständlichen Schriftsprache.
Auch die sehr viel spätere plattdeutsche Literatur ist aufs engste mit der sauerländischen Kulturraum-Geschichte verbunden: Wir stoßen auf deutliche Unterschiede zwischen dem märkisch-protestantischen und dem kölnisch-katholischen Teil der Landschaft. Bei der Entwicklung von Sauerland-bewußtsein spielen Mundartbücher eine Rolle. In ihnen spiegeln sich nahe Dorfgeschichte, Alltagsleben, soziale Verhältnisse und Mentalitäten, aber auch ideologische Programme von „Heimat“ oder sogenannter „Stammesart“.
Die auf das „rauschende Papier“ gebrachte Mundart zeichnet sich keineswegs nur „durch treuherzige Unschuld“ (Jacob Grimm) und Heimeligkeit aus. Plattdeutsche Schriften sind zur Zeit des Kulturkampfes ein Mittel der katholischen Publizistik. Mundartautoren thematisieren Milieuveränderungen aufgrund der Industrialisierung, werben für den noch jungen Sauerlandtourismus und betreiben 1914-1918 Kriegspropaganda.
Die in dieses Buch aufgenommene, sehr umfangreiche Pionierstudie zu „Judenbildern in der sauerländischen Mundartliteratur“ beleuchtet Schatten, die der Regionalhistoriker allzu leicht übersieht.