Vortrag Peter Bürger

„Am Anfang war der Hass – Ein Sauerländer Priester als glühender Nationalsozialist“
Ein Sauerländer Geistlicher war schon 1923 „Hitlers Mitarbeiter“ - Neuerscheinung: Studie über den Priester und Nationalsozialisten Lorenz Pieper (1875-1951) aus Eversberg
Der Theologe Peter Bürger (Eslohe/Düsseldorf) und der Historiker Werner Neuhaus (Sundern) erhellen mit einem soeben im WOLL-Verlag erschienenen Werk den Lebensweg eines sauerländischen Geistlichen aus dem Gefüge des Sozialkatholizismus, der sich ab Ende des 1. Weltkrieges ganz dem völkischen Nationalismus und Judenhass verschrieben hat: Dr. Lorenz Pieper (1875-1951), geboren in Meschede-Eversberg, trat schon 1922 als Kaplan von Hüsten der NSDAP bei. Er wurde 1923 sogar für einige Monate Mitarbeiter Adolf Hitlers und hielt von München aus im schwarzen Priesterrock zahlreiche NS-Propagandavorträge.
Kein anderer römisch-katholischer Kleriker in Deutschland hat so früh ein Parteibuch der Nationalsozialisten erhalten. Kurz vor der sogenannten Machtergreifung 1933 bekannte der gewaltbereite Rechtsextremist: „Und naturgemäß wurde ich ein Soldat Hitlers. Es ist mein Stolz, dass ich gleich zu Anfang der Bewegung zu ihr stieß!“ „Das Wort ‚Das ist der Sieg, der die Welt überwindet: unser Glaube!‘ gilt auch von unserer Bewegung. Der Sieg steht felsenfest!“
Das „Evangelium“ Hitlers wurde für Lorenz Pieper anstelle der christlichen Botschaft zur zentralen Sinngebung seines Lebens. Bis hin zum Schluss wird er seinem „Führer“ die Treue halten. Zu den Widersprüchen dieses Fanatikers gehört allerdings auch sein Widerstand gegen die planmäßig betriebene Ermordung von Kranken während der Zeit als Anstaltsgeistlicher in Warstein.
Beleuchtet werden vierzehn Persönlichkeitsprofile des abgeirrten „Gottesmannes“ unter folgenden Kapitelüberschriften: Der „Modernist – Der ‚Burschenschaftler‘ und Autographen-Sammler – Der Anhänger eines sozialkatholischen Weges – Der „Medienexperte“ im Kaiserreich – Der gewaltbereite Antisemit – Der „Heimat“-Ideologe – Der Mentor von zwei sauerländischen Künstlerinnen – Der Hitler-Gläubige und Propagandist – Der NSDAP-Parteiorganisator im katholischen Landschaftsgefüge – Der „Held der Bewegung“ – Der Liturge eines „germanischen Christentums“ – Der Gegner der sogenannten „Euthanasie“ – Der Kämpfer bis zum bitteren Ende – kein „Bekehrter“.
Umfangreiche Quellenerschließungen im Dokumententeil der neuen Studie ermöglichen es den Leserinnen und Lesern, geschichtliche Kon-Texte zum Phänomen der „braunen Priester“ zu erkunden. Erstmals zugänglich ist jetzt auch Piepers „Brieftagebuch 1918-1933“, ein Zeugnis von uferlosem Hass und „Hitler“-Verfallenheit – ein erschütterndes Zeitdokument sondergleichen.
Das Buch kann überall im Handel oder direkt beim WOLL-Verlag bestellt werden:
Peter Bürger – Werner Neuhaus (Hg.):
Am Anfang war der Hass.
- Der Weg des katholischen Priesters und Nationalsozialisten Lorenz Pieper (1875-1951) – Erster Teil. Schmallenberg: Woll-Verlag 2022.
(ISBN: 978-3-948496-49-4; 652 Seiten; Fester Einband; 29,90 Euro; Forschungsaufsätze & umfangreiche Quellenedition) www.woll-verlag.de
Zum Referenten:
Peter Bürger, geb. 1961, hat eine Ausbildung als kath. Diplomtheologe und examinierter Krankenpflege absolviert; nach beruflicher Tätigkeit in sozialen Feldern arbeitet er seit 2003 als freier Publizist. Er begründete das Christine-Koch-Mundartarchiv am Museum Eslohe. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zur Sozial-, Kultur- und Kirchengeschichte des Sauerlandes. Seit dem 18. Lebensjahr gehört er der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi an. Seine regionalen Studien zur NS-Zeit beschäftigen sich gleichermaßen mit den widerständigen Lebenszeugen des Sauerlandes und den Parteigängern des Nationalsozialismus.
Herausgeber der „Sauerländischen Mundart-Anthologie“ (bislang Bände), der Reihe "Kirche & Weltkrieg" (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/) und des von ihm konzipierten Editionsprojektes "Tolstoi-Friedensbibliothek" (www.tolstoi-friedensbibliothek.de). Mitgliedschaften: Internationale katholische Friedensbewegung pax christi (ab 1980); Internationaler Versöhnungsbund (deutsche Sektion); DFG-VK; Solidarische Kirche im Rheinland; Ökumenisches Institut für Friedenstheologie. - Auszeichnungen für kulturelle Arbeiten: Bertha-von-Suttner-Preis (Film & Medien, 2006); Förderpreis für Westfälische Landeskunde (2010); Johannes-Sass-Preis (2016); Rottendorf-Preis für niederdeutsche Literatur (2016).
Alle Daten
- Freitag, 28. April 2023 19:00 - 21:00
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